13.10.2015

Wahrzeichen und KulturDenkmal  Galgenberg / Duneberg

Der Bevölkerung bestens vertraut, bei Spaziergängern, Wandertouristen, Naturfreunden und Freizeitsportlern ebenso beliebt, ist die markante Anhöhe über der Lahn und das romantische Tal der Mühlen am Laubusbach. Die weithin sichtbare Landmarke mit großartigem Fernblick ins Lahntal, zu den Höhen des Westerwalds und dem Feldberg-Panorama des Hochtaunus. Der Hausberg und Wahrzeichen von Villmar ist nicht nur ein attraktives Freizeit- und Naherholungsgebiet im Naturpark Lahn-Taunus, sondern auch beliebt bei Tierfreunden, Pferdehaltern und Freizeitsportlern. Schließlich bietet er auch Heimat- und Naturforschern, Kitas, Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen reichlich Stoff zum erkunden, entdecken und erzählen. Viele Besucher aus nah und fern, rechts und links der Lahn, von Weilburg bis Limburg,  aus dem Rhein-Main-Gebiet oder größerer Entfernung kommen regelmäßig zum Ausflugs- und Freizeitgelände des Naturparks Lahn-Taunus, das Symbol heimischer Kulturlandschaft und hervorragendes NaturDenkmal von Villmar: Der Galgenberg

Ein makabrer Ortsname, der an grausame Folter,  öffentliche Hinrichtungsrituale und abschreckende Urteile  erinnert. Dabei vernebelt der historische Richtplatz der Herrschaft Kur-Trier, die frühere Bezeichnung der Anhöhe über der Lahn. Denn in Urkunden und Schriftstücken des Hessischen Hauptstaatsarchivs, Wiesbaden findet sich der ursprüngliche Namen der Anhöhe: Duneberg.

 

Der Villmarer Ortsteil Weyer, inzwischen auch archäologisch erkundete Siedlung von Kelten und Römern, wurde  bis vor 200 Jahren in hinterlassenen Dokumenten Weyer am Duneberg genannt. Das sollte das keltisch/römische Weyer (Villare, engl. village, Dorf, Siedlung) am südlichen Fuße des Duneberg im Laubustal  gelegen, von anderen Dörfern gleichen Namens unterscheiden und lässt die Wurzeln des heimischen Kulturerbes erahnen. Aber auch sonstige Ortsbezeichnungen in der Region wie z.B. Aumenau (keltisch Amana) oder Flurnamen wie "Lebethier", "Römersberg" oder "Katzeluh, (Chattenruhe)" haben Bezug zur keltisch/römisch/germanischen Siedlungsperiode am Duneberg und vor der LangenHecke.

 

Der keltische Duneberg ist unser heutiger Galgenberg

 

Das scheint vielen Einwohnern der umliegenden Dörfer kaum bekannt zu sein. Die Namensverwandtschaft des heimischen Duneberg mit dem weit berühmteren Donnersberg in der Pfalz oder dem Dünsberg bei Wetzlar / Gießen dürfte aber selbst Laien einleuchten. Von den erstaunlichen Ausgrabungen der Römersiedlung bei Waldgirmes oder dem Kelten-Oppidum am Dünsberg / Biebertal werden manche schon einmal gehört haben. Man braucht also kein Archäologe zu sein, kein Studium der Historie oder ein Heimatgeschichts-Seminar belegt zu haben, um zu erahnen, dass es sich bei der exponierten Höhe über der Lahn, dem Duneberg / Galgenberg, um eine historische Kulturstätte handelt. Wo Siedlungen der für ihr hochwertiges Eisen und Schmiedekunst berühmten Kelten vorhanden sind, z.B. bei Oberursel (Heidetränke), am Altkönig, am Dünsberg / Biebertal, in der Wetterau / Glauberg usw.,  waren meist auch Kaufleute und Römisches Militär anzutreffen. Waldgirmes oder Ffm.-Heddernheim / Nidda und die jüngsten Ausgrabungen in Weyer / Oberbrechen - Alteburg bestätigen dies einmal mehr.

Über Militärstrassen und Handelswege waren die Siedlungen der Kelten und Kasernen der Römer mit einander verbunden. Vom Villmarer Duneberg und der Bergbausiedlung Weyer - Oberbrechen bzw. Aumenau - Langhecke führten  so genannte Altstrassen in Richtung Osten nach Oberursel / Altkönig, zur Wetterau und den Glauberg oder nach Norden zum Dünsberg / Biebertal und Waldgirmes / Wetzlar. Die heute als Kultur-Wanderweg gekennzeichnete "Alte Heerstrasse" war ein wichtige Etappe der Handels- und Militärroute, eine Teilstrecke des Verkehrs am Limes zwischen Gallien und Germanien.

Als um 600 n. Chr. die Franken die römischen Gebiete an Lahn, Rhein und Mosel eroberten und christliche Missionare im Gefolge von Bonifatius ins Land kamen, wurden Versammlungsorte und Kultstätten in der Nähe bestehender Siedlungen häufig für christliche Missionszwecke umfunktioniert. Ihre ursprüngliche Bedeutung geriet in Vergessenheit. Ähnlich dürfte es auch mit dem Duneberg geschehen sein. Archaische Flurnamen, uralte Bergstollen, Abraumhalden und nahgelegene Hügelgräber sind Beleg für die kulturhistorische Bedeutung des Geländes auf dem Höhenrücken zwischen Lahn und Laubus.

Der Name Galgenberg und die Nutzung als Richtplatz geht vermutlich auf die  Patres des Villmarer Klosters St. Eucharius / St. Matthias bzw. deren Gerichtsvögte zurück. Kirchenobere und Gerichtsherren wählten damals bevorzugt Plätze heidnischer Tradition und Brauchtums als Richtstätte für Delinquenten aus. Die weitsichtbare Blutgerichtsstätte sollte Glauben und Treue der Untertanen festigen und fremdes Gesindel abschrecken. 

 

Kein verantwortlicher Politiker oder Projektplaner und schon gar kein Mitbürger von Bildung, Heimatliebe, Respekt vor dem Kulturerbe und der Lebensleistung der Vorfahren käme heute auf die Idee, ehrwürdige Landschaftswahrzeichen und Kulturdenkmale wie z.B. den Dünsberg, den Donnersberg oder gar das Fürstengrab am Glauberg zu einem Industrie-Areal umzufunktionieren und mit Windrädern zu verspargeln.

Warum also wollen ortsfremde Industrie-Projektierer und Immobilien-Spekulanten das Boden-Denkmal Duneberg / Galgenberg zerstören, ein großartiges regionales Naherholungsgebiet und gewachsene Kulturlandschaft derart verschandeln? Warum den Frieden der Hügelgräber und das Kulturerbe der Kelten stören und die Attraktivität der heimischen Kulturlandschaft und Naherholungsgebietes derart leichtfertig verschleudern?

 

Erst heute werden den betroffenen Anwohnern die verheerenden Auswüchse und Hintergründe der EEG-Politik deutlich. Wie bei vielen „alternativlosen“ und mit „heißer Nadel gestrickten“ Industrie-Vorhaben (z.B. Gorleben, Stuttgart 21 etc.) stammen die Windpark-Konzepte von den Reißbrettern ortsfremder Industrie-Berater und aus den Schubladen anonymer "Energie-Experten", die als Notstands- und Endzeit-Apostel durch die Lande ziehen und mit falschen Prognosen und gekauften Gutachten Politiker verunsichern und mit Halbwahrheiten und Scheinargumenten unreife Lösungsideen in die Welt setzen.

 

Haben denn so viele kluge und aufrechte Politiker unserer Region den Schulunterricht in Physik, Elektrizität oder Geschichte versäumt oder den Lehrstoff in Heimatkunde vergessen? Wie bildungsfern, geschichtsvergessen oder geldgierig müssen eigentlich Landeigentümer, Polit-Bürokraten und wundergläubige Energie-Technokraten sein, um Mandatsinhaber solange zu bearbeiten, bis diese einknicken und sich dafür hergeben, als "Windpark" deklarierten Landschafts- und Kultur-Frevel „alternativlos“ zu akzeptieren?


Ein absurdes Wettrennen von Umwelt-Technokraten und verblendeten Nachhaltigkeitspolitikern, die eine solide gewachsene und arbeitsteilige Wirtschaftsstruktur, gegen jede volkswirtschaftliche Vernunft, in eine scheinbar autarke dafür aber höchst unsichere lokale Eigenversorgung zurückentwickeln wollen. Damit treiben verblendete Selbstversorger-Ideologen das gleiche Geschäft, wie die gemeingefährlichen Heuschrecken-Manager der Finanzwirtschaft. Sie reklamieren alle Vorteile und Gewinne für ihre fragwürdigen EEG-Projekte, holen sich dazu die Subventionen und Fördergelder vom Staat und den Stromkunden, lassen aber für Kosten und Verluste die Allgemeinheit und den
Steuerzahler haften.

Es scheint also höchste Zeit, die vielfältigen Zusammenhänge und komplexen Folgen derart zweifelhafter Energie- und Industrieanlagen sorgfältig auf den Prüfstand zu stellen und dabei stärker auf heimische Experten und Kenner der lokalen Verhältnisse zu hören und nicht den pauschalen Versprechungen fremder Berater oder Umsatz- und Provisionsabhängiger Finanz- und Immobilien-Spekulanten zu glauben.

Wer blind und leichtfertig folgenschwere öffentliche Entscheidungen zulässt oder bedenkenlos zusieht, wie einseitige Interessen zulasten des Gemeinwohls eilfertig durchgewinkt werden, ist ebenso verantwortungslos wie korrupt und mitschuldig an der Parteien-, Demokratie- und Staatsverdrossenheit der Wähler und Jugend.

 

Die Reputation und Ehre, ein zeitlich befristetes demokratisches Mandat verfassungstreu zu erfüllen, bleibt solange erschüttert, wie ideologische Minderheiten mit Hilfe ortsfremder Berater und opportunistischer Zeitgenossen mit beliebig austauschbaren Argumenten und einseitigen Gefälligkeitsgutachten die tatsächlichen Fakten und Folgen von Entscheidungen soweit vernebeln, dass von einem demokratischen Meinungsbildungsprozess beim besten Willen keine Rede mehr sein kann. Politischer Oportunismus und profitorientierte Technokratie führen unsere Demokratie zunehmend in Richtung verfassungsfeindliche Konzern- und Finanz-Oligarchie.

Totalitäre Regime in Osteuropa oder Asien lassen grüßen.

Den Kelten des Duneberg und Vätern unserer Verfassung bleibt es hoffentlich erspart, sich vor Abscheu im Grabe umdrehen müssen.

Deshalb Hände weg von der Windstrom- und Finanz-Spekulation mit dem Wahrzeichen der Landschaft zwischen Lahn und Taunus. Dem KulturDenkmal Duneberg / Galgenberg. Kommunen und Landkreise haben bessere Alternativen, geeignete Beiträge zur Erneuerbarer Energie zu leisten.